Fotografie & fotografieren
Ein Punkt finde ich, ist wichtiger als jede Kamera, gleich ob Spiegelreflex, Bridge oder Kompaktkamera. Der bedienende Fotograf sollte (vorher) Wissen was er tut und sich über das gewünschte Motiv und den Ausschnitt Gedanken machen.
Denn eine Vielzahl an Bildern wird nach meiner Erfahrung, ohne große Vorüberlegung geschossen und landen dann häufig im Windows Papierkorb. Und dies muss nicht sein. Ein wenig Vorbereitung und Überlegung für einen Fotoausflug oder ein Shooting an einem gewünschten Ort sind der Qualität der Fotos sehr dienlich. Und wenn hinzu auch noch ein Fotograf kommt, der seine Kamera adäquat bedienen kann, so steht guten Bildern nichts mehr im Wege und man kann auch mit „einfacheren“ Kameras wunderbare Bilder schießen.
Die „großen“ und oft funktionsreichen Kameras lassen, meiner Meinung nach, dem fortgeschrittenen Fotografen eine größere Zahl an Freiheiten und Flexibilität für ein gewünschtes Motiv. Hingegen habe ich, nicht zuletzt durch Beobachtung von „Amateur-„ oder „Familienfotografen“ zu häufig den Eindruck, dass viele Funktionen außerhalb des Automatik-Modus nicht genutzt werden, da man sich über deren Einfluss auf ein stimmiges Motiv nicht im Klaren ist. Wenn man sich einmal die Zeit nimmt, an einem schönen, Fotowerten Ort sich die Menschen in seiner Umgebung anzusehen, bei Ihrer Tätigkeit, Fotos zu schießen, so fallen mehrere Punkte auf.
- Viele Personen suchen ein Motiv nach ihrem subjektiven Empfinden. Prüfen hingegen nicht, ob Selbiges auch auf ihrem Kameradisplay so wirkt wie gewollt und empfunden.
- Die Belichtungssteuerung wird, gerade auch bei Motiven mit Spielräumen, fast ausschließlich der Automatik des Kameraprozessors überlassen. Man betrachte die so häufig falsch-, unter- oder überbelichteten Bilder vieler Familien in ihren digitalen Fotoalben.
- Darüber hinaus betrachte man nur das Verhalten von zum Beispiel Konzertbesuchern. Viele Kameras werden gen Himmel/Decke gestreckt, um ein schönes Bild der Protagonisten auf der Bühne zu bekommen. Dabei vergessen nur viele, dass ihre Automatik nicht weiß, dass es sich um eine riesige dunkle Halle handelt und das auch so gewollt ist. Ergebnis ist, dass der Blitz zum Aufbessern der vermeintlich dunklen Szene eingesetzt wird. Jedoch genau das Gegenteil passiert. Die Belichtungszeit wird Herabgesetzt und statt einer Bühnenshow, sieht man auf dem „Blitz“-Foto nun nichts mehr. Dank der gut gemeinten Automatik.
- Auch Zoo-Besuchern ist eine gewisse Eigenart nicht abzusprechen. Man versucht also sein ausgewähltes Geschöpf, möglichst nah heranzuholen (schlechtesten Falls mit einer 3x Zoom-Kamera). Auf dem 4 x 4 cm messenden Display erscheint es dann eben auch als 0,2 x 0,3 cm großes Objekt – also abdrücken. Später fragt man sich dann aber schon, „wo“ und vor allem „was“ es doch war, was man da vor der Linse hatte.
- Letztlich findet man aber auch an diesem Ort eine Gewisse Eigenart vor, die schon interessant ist. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass das Blitzlicht die Zoobewohner verschreckt. Plötzlich finden unsere Konzertbesucher, dann also doch noch den Funktionsknopf welcher den Automatikblitz deaktiviert. Dumm nur, dass sie dabei vorher so mit sich und Ihrer Position beschäftigt sind, dass gerade im Moment des Auslösens, das kleine Tierchen von seinem Platz wegbewegt. Doch damit hat ja keiner gerechnet und das Foto zeigt einen laufenden Fellball.
All diese Fallbeispiele lassen sich so hundertfach täglich an den genannten Orten ansehen und nachvollziehen. Ich habe ja schon die Vermutung, dass sich die Menschen zu sehr auf die Technik verlassen. Man vergleiche nur die Fotoscheu der Leute, vor den Zeiten der Digitalkameras. Zu Zeiten als Fotos und deren Entwicklung noch Geld kostete und man sich offenbar mehr Mühe bei Motivsuche und noch mehr Gedanken über korrekte Belichtung, Standpunkt oder ISO-Empfindlichkeit machte. Auch damals entstanden, oft durch mangelnde sofortige Kontrollmöglichkeit, miserable Bilder aber eben nicht so viele. Nicht allein der Kostenpunkt veranlasste denke ich viele Leute dazu, ihre Fotoabsichten eher Fotografen oder erfahreneren Familienmitgliedern zu überlassen. Was letztlich gerade in wichtigen Augenblicken oftmals zu besseren Bildern geführt haben mag, also heutzutage.
Letztlich möchte ich noch mit einem eigenen Statement abschließen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Fotografieren eine große Freude mit sich bringen kann. Aber auch habe ich erfahren, dass die besten Kameras und Fototechniken / Ausrüstungen nutzlos sind, wenn man sie 1. nicht richtig zu bedienen weiß und 2. nicht richtig (im rechten Augenblick) Einzusetzen vermag.
Eben dieses veranlasste mich, nach vielen deprimierenden Aufnahmen zu Fotoratgebern und Bedien- und Einsetzhinweisen für die Kamerafunktionen aber auch zu Fotografischen Standard-Lehrwerken zu greifen. Grundlagen wie Bildkomposition, der goldene Schnitt und dessen Einfluss auf die Bildstimmung aber auch Belichtungsspiele ermöglichen interessante Einblicke und Erkenntnisse zu seinem eigenen Fotoverhalten. Daher kann ich sie jedem, der sich etwas ernsthafter als die breite Masse mit dem Thema befassen möchte nur wärmstens empfehlen. Und noch wichtiger als lesen ist: üben, üben, üben. Denn die meiste Erfahrung und Sicherheit im Umgang mit der Kamera erlangt man hinter ihr.
Lassen sie sich nicht den Spaß am Fotografieren nehmen. Mit ein wenig Engagement gelingen ihnen wundervolle Aufnahmen.